Handeln für die Schöpfung
Foto: Heinrich Mühlenmeier

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Jetzt Pflanzenliste "Gehölze" zur Tagung erhältlich!

Spätestens nach den alarmierenden Ergebnissen der Krefelder Studie 2017 ist das Thema Insektensterben fast überall angekommen.

Die aktuelle Welle der Hilfsbereitschaft für „die kleinen summenden Krabbeltiere“ in der breiten Öffentlichkeit ist ein guter Nährboden, um Akzeptanz für Maßnahmen im öffentlichen Raum zu schaffen und mit konkreten Hilfsmaßnahmen auch im privaten Umfeld auf das sich lange anbahnende Artensterben zu reagieren. Allerdings: Das Begreifen der Zusammenhänge ist eine wichtige Grundlage, um nicht in blinden Aktionismus zu verfallen, sondern behutsam und mit Sinn und Verstand den Lebensraum für Tiere (und den Menschen!) wieder attraktiver zu machen.

Im ersten Impulsvortrag des Vormittags zeigte Ulrike Aufderheide (Diplombiologin und Naturgartenplanerin) anschaulich und fundiert auf, dass die klimatischen Veränderungen verstärkt die Auswahl an diese Situation angepasster Pflanzen erfordert. Eine von ihr vorläufig zusammengestellte Tabelle von Bäumen und Sträuchern (Kasten) gibt Anhaltspunkte, welche Pflanzenarten gleichzeitig für zahlreiche Insekten und Vogelarten von Bedeutung sind. Dabei werden ausdrücklich die in Mitteleuropa heimischen Pflanzenarten nicht ausgespart- konnten sich bei diesen Arten in Zuge der Koevolution über einen sehr langen Zeitraum auch zahlreiche Tierarten mitentwickeln. In Anlehnung an ihr Buch Tiere pflanzen (übrigens Namensgeber für diese Veranstaltung, siehe auch Buchbesprechung Seite: ) stellte sie einige Partnerschaften zwischen Pflanze und Tier vor – kaum jemand aus dem Publikum, der sich nicht fest vornahm, demnächst mit dem Ansiedeln der Wilden Karde im eigenen Umfeld Stiglitze zu pflanzen! 

Weit angereist aus Bayern war Markus Gastl, als zweiter Vortragender Botschafter einer außergewöhnlichen Idee: 2007 entstand auf einem 7000 qm großen Grundstück der mittlerweile viel beachtete „Hortus insectorum“, inzwischen Teil eines ganzen Netzwerkes mit vielen begeisterten Mitstreitern. Markus Gastl stellte mitreißend das Modell des Dreizonengartens vor. Dieser besteht aus Pufferzone als Abgrenzung zum Umland, aus Hotspotzone für die Artenvielfalt auf magersten Böden und der Ertragszone. Übertragbar auch auf kleinste Fleckchen Erde, sogar auf drei Töpfe auf dem Balkon berücksichtigt sein Modell die Kreisläufe in der Natur und fördert nebenbei die Artenvielfalt der Pflanzen und Tierwelt. Sein Ziel ist es, das Hortus-Netzwerk weiter auszubauen und über Führungen und Vorträge Wissen und Faszination für die Wunder der Natur zu vermitteln.

Die Vorträge der Veranstaltung wurden flankiert von ausgewählten Ständen, bei denen es darum ging, wie der Gedanke der Biodiversität als wichtiges Ziel einer Bildung für nachhaltigen Entwicklung vermittelt werden kann (BZ Lüdinghausen). Krautwild präsentierte liebevoll gestaltete Materialen rund um die Pflanzen. Naturgarten e.V. informierte mit vielfältigen Materialien, hatte aber auch zahlreiche Pflanzen im Gepäck, die die Besucher*innen faszinierten. Pflanzen für den Naturgarten standen auch im Mittelpunkt der Gartenbaufirma Noga aus Recklinghausen, seit kurzem Bio-zertifiziert, und unter dem liebevoll gestalteten Pavillon des NABU, der direkt seine alljährliche Pflanzentauschbörse an die NUA verlegt hatte. Und natürlich vermittelte auch die NUA, wie mit verschiedenen Materialien, aber auch zahlreichen Veranstaltungen das wichtige Thema aufgegriffen werden kann.

Die Veranstaltung, so das einhellige Feedback vom Tage, machte die komplexen Zusammenhänge deutlicher, lieferte konkrete Ideen für die Umsetzung Naturnaher Gärten und bot Fach- und Privatleuten Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen. Vor allem legte die Veranstaltung den Keim, selber aktiv zu sein und andere begeistern zu können für das gemeinsame Ziel der summenden Vielfalt.

 Text: Regina von Oldenburg (NUA NRW)

vorläufige Liste von Gehölzarten trockenheißer Standorte Mitteleuropas und angrenzender Regionen (Autorin Ulrike Aufderheide)