Handeln für die Schöpfung
Alte Natursteinmauer Foto: Gertrud Hein

Natursteinmauern rund um die Kirche

In und auf Mauern wohnen

Natursteinmauern sind für etliche Pflanzen, Tiere und Flechten überlebensnotwendig. Sie finden nur dort die nötigen Standortbedingungen.

So unscheinbar und so unwichtig sie oft wirken, Kirchen- und Friedhofsmauern sind häufig ein kulturhistorisch bedeutsames Erbe. Oft sind es die ältesten noch erhaltenen Bauwerke in den Städten und Gemeinden. Sie können mit ihren Spuren viele Geschichten erzählen.

Felsenähnliche Standorte

Zusätzlich rückt immer mehr in den Blick, dass diese alten Mauern auch für den Erhalt der Biologischen Vielfalt enorm wichtig sind und im Naturschutz teilweise als gefährdete Biotope eingestuft werden.

Denn auf und in ihnen hat sich in der Regel über die Jahrzehnte und Jahrhunderte eine reiche Flora und Fauna mit besonderen Pflanzen- und Tiergesellschaften entwickelt, die speziell auf diese felsenähnlichen Standortbedingungen angewiesen ist. Dazu gehören an Mauern und auf Steinen oft auch die in ihrer Vielfalt stark bedrohten Flechten.

Natursteinmauern sind Lebensraum.

Foto: Karola Wiedemann

Flechten sind keine Verschmutzung

Die von Flechten erzeugte typische Patina verleiht alten Gebäuden und Mauern eine ehrwürdig-historische Wirkung und ist keineswegs als Verschmutzung zu sehen, die entfernt werden muss. Flechten gelten als Zeigeorganismen für die Luftqualität. Sie überleben nur bis zu einer je nach Art unterschiedlichen Schadstoffkonzentration der Luft. Auch weil sie teilweise nur wenige Millimeter jährlich wachsen, sind sie in ihrem Vorkommen und in ihrer Vielfalt gefährdet. Daher ist es wichtig, sie zu schützen und zu erhalten.

Auch Flechten sind in ihrem Fortbestand bedroht

Mit Kalkmörtel oder als Trockenmauer

Die alten Natur- oder Feldsteinmauern sind meist mit Kalkmörtel, also ohne Zement, befestigt oder auch ganz ohne Mörtel als Trockenmauer so geschickt aufgeschichtet, dass die Steine ausreichend ineinander greifen und sich dadurch gegenseitig halten.

Alte Mauern sind in der Regel ohne Zement gebaut

Thymian und Mauerraute

Auf den Mauerkronen wachsen beispielsweise gerne Mauerpfeffer (Sedum), Hauswurz und Thymian, in den Mauerritzen und -fugen Mauerraute und Gelber Lerchensporn und am Fuß von solchen Mauern vor allem Pflanzen der Weg- und Waldränder. Moose und Flechten siedeln sich gerne in den Ritzen und Fugen und auch auf den Oberflächen einer Natursteinmauer an. Sedumarten, und teilweise auch mediterrane Pflanzen, können sich auf dem kargen Untergrund von Mauerkronen halten, weil sie hier nicht von kräftiger wachsenden Pflanzen, die mehr Nährstoffe brauchen, verdrängt werden.

In den Fugen von Natursteinmauern siedeln sich gerne felsenliebende Pflanzen an ...

... darunter viele Sedumarten (Dickblattgewächse), die auf dem kargen Untergrund von Mauerkronen und in Mauerfugen besonders gut gedeihen.

Steinhummeln und Wildbienen

Aus der Tierwelt sonnen sich gerne Eidechsen auf der Mauerkrone und legen in den warmen Ritzen ihre Eier ab. Auch Kröten, Weberknechte, Steinhummeln, Wildbienen und viele andere wärmeliebende Kleintiere leben vorzugsweise in und an Natursteinmauern.

Zauneidechse auf Mauerkrone

Foto: NABU Garten/Eric Neuling 

Mauereidechse

Foto: Gertrud Hein

Feuersalamander am Fuß einer Mauer

Foto: Karola Wiedemann 

Schnecke

Foto: Karola Wiedemann

Wenn die Mauer verschwindet

Wenn dann die Mauer verschwindet, weil sie beim Straßenbau im Weg ist, oder weil sie „aus den Fugen geraten“ und nicht mehr standsicher ist, gehen mit ihr auch dieser besondere Lebensraum, dieses besondere Biotop, und die darin überlebenden Pflanzen, Tiere und Flechten verloren. Den Tieren, Pflanzen und Flechten fehlt dann ihre Heimstatt. Ohne diesen felsenähnlichen Standort können sie nicht mehr existieren und geraten letztlich auf die Rote Liste der bedrohten Arten. Deshalb ist es besser, aus den Fugen geratene Mauern zu sanieren, anstatt sie abzureißen.

Aus den Fugen geratene Mauer

Foto: Gertrud Hein

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