Handeln für die Schöpfung
Foto: Gertrud Hein

Veranstaltungen

Start des Portals www.kirche-natur.nrw.de zur Biologischen Vielfalt am 10. Mai 2018 anlässlich des 101. Katholikentags in Münster

Das Projekt „Handeln für die Schöpfung“ bündelt die Bemühungen aller evangelischen Landeskirchen und der katholischen (Erz-) Bistümer in NRW um den Schutz der Vielfalt der Natur. Gemeinsam mit der Natur- und Umweltschutz Akademie NRW (NUA) und mit Förderung durch das Land NRW ist eine attraktive neue Internetplattform entstanden, die nicht nur viele Sachinformationen zu Flora und Fauna anbietet, sondern sich insbesondere durch viele praktische Beispiele auszeichnet. Unter dem Motto „So kann’s gehen“ wird von gelungenen Beispielen berichtet, wie Kirchengemeinden, Jugendgruppen oder Senioren einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt in NRW leisten.

In der Veranstaltung lobte Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann (MULNV) das Portal und das Engagement der Kirchen für den Erhalt der Biodiversität. Er wies aber insbesondere darauf hin, dass die Kirchen auch viel Pachtland besitzen. Da es in NRW Probleme durch die intensive Landwirtschaft gebe, wäre es sehr hilfreich, wenn die Kirchen hier auf ihrem Pachtland Zeichen für eine Verbesserung der Situation setzen würden. Präses Manfred Rekowski (Evangelische Kirche im Rheinland) machte deutlich, dass sich kirchliches ökologisches Engagement nicht „von oben“ verordnen lasse. Wenn es an kirchenleitenden Beschlüssen und Initiativen mangele, seien Eigeninitiative und lokales Handeln das Mittel der Wahl. In der anschließenden Talkrunde unter Einbeziehung von Dr. Gudrun Kordecki  (Evangelische Kirche in Westfalen) und Maria Kleingräber
(Bistum Münster) fragte Moderator Mark vom Hofe (WDR) nach dem Umgang mit kirchlichem Pachtland. Kleingräber erläuterte, dass die Ländereien überwiegend im Besitz der jeweiligen Kirchengemeinde seien, so dass eine zentrale Kontrolle über Pachtverträge und deren ökologischen Klauseln schwierig seien. Immerhin seien aber das Aufbringen von Klärschlamm und der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen untersagt.  Kordecki machte deutlich, dass eine Veränderung der Anbaubedingungen hin zu mehr Artenschutz nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und Klauseln im Pachtvertrag zu erreichen seien. Vielmehr müsse im Dialog zwischen Verpächter und Pächter eine Einigung auf die Rahmenbedingungen erzielt werden, die dann auch eingehalten würden. Die EKvW habe ein Diskussionspapier zu dieser Frage veröffentlicht, mit dem die Landeskirche nun in das Gespräch mit dem Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband eintreten werde.

Vom Hofe interessierte sich auch für Bemühungen zum Schutz der Artenvielfalt auf den Grundstücken der Kirchengemeinden. Er kritisierte den neuen Trend, Vorgärten mit Plastikfolien auszulegen und Steine darauf zu schütten. Das sei zwar eine Vielfalt an Steinen, aber das Lebendige bleibe auf der Strecke. Kleingräber berichtete von dem erfolgreichen Projekt, den Kapuzinergarten mitten in Münster zu einem attraktiven Ziel für Tiere und für menschliche Besucher zu entwickeln.

Kordecki betonte, dass bei allen Bemühungen um den Schutz der biologischen Vielfalt der Bildungsaspekt nicht vernachlässigt werden dürfe. Sie berichtete beispielhaft von einem Projekt der Ev. Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck, in dem Schüler in einer „AG Färberpflanzen“ im fächerübergreifenden Unterricht der Fächer Biologie und Kunst einen Einblick in biologische Farben und ihre Herstellung erhalten. In Kooperation mit einem Kleingartenverein lernen die Teilnehmenden, wie man traditionelle Färberpflanzen sät, kultiviert und erntet. Die Pflanzen werden nach der Ernte zu Pflanzenfarben verarbeitet, mit denen im Kunstunterricht Kunstwerke angefertigt werden.

Auf die Frage aus dem Publikum, wie es denn mit der Schaffung von Lebensraum für Fledermäuse aussehe, berichtete Kordecki von einem erfolgreichen Projekt aus der lippischen Landeskirche, wo auf dem Dachboden der Kirche der Gemeinde Hillentrup eine Fledermaus-Kinderstube trotz Renovierungsarbeiten erhalten werden konnte. Das Projekt fand in Kooperation mit dem NABU statt und wurde mit der Plakette „Lebensraum Kirchturm“ ausgezeichnet.

Ein besonderes Highlight der Veranstaltung stellten die Kurzfilme des Naturfilmers Robin Jähne dar. Seine Filme aus der Region Ostwestfalen-Lippe setzten kleine und große tierische Stars eindrucksvoll in Szene. Er machte deutlich, dass bei allem biologischen Fachwissen die Faszination des Naturerlebens eine wichtige Motivationsquelle für das Engagement von Menschen darstellt. Das spiegelt sich auch im neuen Portal www.kirche-natur.nrw.de wider, das neben den Fachinformationen viele Bildergalerien mit ästhetischen Naturaufnahmen enthält.

Informationsstand „Handeln für die Schöpfung“
Gemeinsam mit den Kooperationspartnern -den evangelischen Landeskirchen und den katholischen (Erz-)-Bistümern in NRW war die NUA auf dem Katholikentag in der Halle Münsterland mit einem Informationsstand vertreten, um den Besucher/innen das Kooperationsprojekt „Handeln für die Schöpfung“ vorzustellen.  Zahlreiche Besucher/innen nahmen die Gelegenheit wahr, sich vor der attraktiven Messewand fotografieren zu lassen, denn auf wundersame Weise schien die anfliegende Schleiereule jedem Besucher  -egal ob jung oder alt- Engelsflügel zu verleihen.  Auch prominente Gäste wie Dr. Klaus Töpfer, Dr. Barbara Hendricks, Katrin Göring-Eckardt, Bischof Franz-Josef Overbeck (Bistum Essen) und Prof. Dr. Thomas Sternberg (Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken) nahmen sich Zeit, den Stand  zu besuchen und ließen sich über das neue Internetportal informieren.

 

Erzbischof Ignatius Kaigama, Muhammadu Mohammed Muazu Emir von Kanam, Abuja Nigeria, Dr. G. Hein (NUA). Foto: Karola Wiedemann