Grundstücke mit Obstgehölzen liefern Gaumenschmaus und Naturerlebnis pur. Gleichzeitig sind sie wertvollstes Refugium für vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere.
Grundstücke mit Obstgehölzen liefern Gaumenschmaus und Naturerlebnis pur. Gleichzeitig sind sie wertvollstes Refugium für vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere.
„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen“, soll Martin Luther vor 500 Jahren gesagt haben. Dass er damit zum Erhalt der Biologischen Vielfalt beiträgt, hat er damals sicherlich nicht vor Augen gehabt. Dennoch tragen sowohl der gepflanzte Baum selber als auch der dadurch vorhandene Lebensraum für Pflanzen und Tiere zum Erhalt der Biologischen Vielfalt bei.
Dass ein Naschgarten mit Obstgehölzen und Obstbäumen am Gemeindezentrum oder an der Einrichtung ganz schnell zum sozialen Anziehungs- und Treffpunkt wird, liegt auf der Hand – vor allem, wenn der Obstgarten so angelegt ist, dass fast den ganzen Sommer und Herbst dort frische und leckere Früchte auf Naschkatzen warten. Wenn auch noch Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen, bereichert ein solcher Naschgarten das Gemeinde- und Gemeinschaftsleben noch mehr.
Auch dass Groß und Klein in einem Obstgarten hautnah erleben und probieren können, wo und wie die Früchte wachsen und wann sie im Jahr erntereif sind, ist naheliegend. Ältere Menschen erinnern sich angesichts praller Äpfel am Baum gerne an die leckeren Äpfel von früher und freuen sich, diese Erinnerung, und oft auch ihr Wissen dazu, an junge Menschen weiter zu geben. Aber auch bei den Jungen geht die Liebe durch den Magen. Das sind Erfahrungen, die für die Natur und deren Erhalt begeistern.
Wertvoll sind aber auch der Lebensraum und das Nahrungsangebot, den solche paradiesischen Obstwiesen vielen verschiedenen Tieren und Pflanzen bieten. So kommen Haselmaus, Gartenschläfer, Baumfledermaus, Grünspecht, Steinkauz und Gartenrotschwanz hauptsächlich in Obstwiesen vor. Besonders wichtig sind für viele Tierarten die Baumhöhlen in alten Obstbäumen.
Aus Naturschutzsicht und zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt am wertvollsten sind hochstämmige Obstbäume von alten, heute nahezu verschwundenen Obstsorten. Außerdem sind diese alten Sorten von Apfel, Birne, Süßkirsche, Pflaume und Walnuss in der Regel besonders robust, wenig krankheitsanfällig und anspruchslos. Sie eignen sich daher besser für eine Obstwiese als gängige Marktsorten.
Alte Apfelsorten sind nach einer Studie der Universität Münster oft für Allergiker verträglicher als moderne Züchtungen aus dem Supermarkt. Über besonders geeignete Regionalsorten in NRW und deren Bezugsquellen informiert die Landwirtschaftskammer mit einer Empfehlungsliste für hochstämmige Streuobstwiesen und mit einer Liste der Anbieter von Obsthochstämmen für Streuobstwiesen. Auf den Seiten der Landwirtschaftskammer informiert der Koordinierungsausschuss Obstwiesenschutz in NRW über Pflege von Obstwiesen, Lagerung von Obst und die Anbieter von Saftpressterminen.
Bei der Anlage und Pflege von Streuobstwiesen und bei der Ernte und Verwertung der Früchte stehen Naturschutzorganisationen, wie der NABU, überall gerne hilfreich zur Seite. Die Untere Landschaftsbehörde des Landes NRW, Kommunen und Kreise, die Landschaftsverbände und Naturschutzgruppen vergeben finanzielle Förderung und Pflanzmaterial.
Unter bestimmten Bedingungen ist auch eine Anmeldung und Förderung als Vertragsnaturschutz bei der zuständigen Kreisstelle der Landwirtschaftskammer und der Kommune möglich.
Vielerorts presst der NABU aus gebrachten Äpfeln Streuobstwiesen-Apfelsaft für den Lieferanten der Äpfel oder für den NABU selber, um den Saft zu verkaufen. Auch der ausgeschenkte Streuobstwiesensaft vom NABU bei Veranstaltungen und Festen in der Kirchengemeinde oder in kirchlichen Einrichtungen, hilft, Streuobstwiesen zu erhalten. Kirchengemeinden mit ihren Gruppen können sich engagieren und Obst ernten und Kindergärten, Altenheimen und anderen Abnehmern zur Verfügung stellen.
Für die Beweidung der Obstwiese eignen sich am besten Schafe, die beispielsweise im Sommer mehrmals für die Zeit der Beweidung von einem Schafhalter gebracht und betreut werden. Naturschutzfachlich ist die Schafbeweidung die wertvollste Form, das Gras kurz zu halten. Man kann die Obstweise aber auch mähen.
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