Fledermauswochenstube in der evangelischen Kirche in Hillentrup im Kreis Lippe Foto: Bernd Mühlenmeier
In Kirchen finden Fledermäuse oft noch einen geeigneten Unterschlupf. Aber auch hier fallen die Quartiere immer wieder Sanierungen zum Opfer..
Daran angepasst, dass sie die Insekten bei uns nur im Sommer erjagen können, sammeln sich von April/Mai bis August bis zu mehrere hundert Weibchen in ihren Sommerquartieren in so genannten Wochenstuben.
Je nach Art richten sich die Fledermäuse diese Sommerquartiere meist auf Dachböden oder in Dach- oder Mauerspalten, aber auch hinter Wandverkleidungen oder in Baumhöhlen auf Friedhöfen oder in Parks ein. Dort ziehen sie ab Juni jeweils ein bis zwei Junge auf. Die Männchen leben derweil ebenfalls meist auf Dachböden, aber als Einzelgänger. Im Spätsommer paaren sich die Fledermäuse.
In der insektenarmen Zeit von Oktober bis März/April halten in Mitteleuropa die meisten Fledermausarten in frostfreien Kellern und Dachböden mit hoher Luftfeuchtigkeit, in Baum- und Felshöhlen und in Stollen Winterruhe.
Fledermäuse sind fleißige Kirchgänger. Sie wohnen besonders gerne im Gotteshaus. Insbesondere die großen wärmespeichernden, wärmebegünstigten und gleichzeitig ungestörten Dachböden über dem Kirchenschiff sind beliebte Zufluchtsorte für Fledermäuse. Durch Firstziegel, Dachluken und Öffnungen am Glockenturm kommen sie hinein und hängen sich am ungehobelten Holz des Dachstuhls auf. Mausohren und Graue Langohren bilden freihängende Fledermauskolonien im Dachstuhl – am liebsten in der Mitte des Firstbalkens. Die meisten anderen Arten bevorzugen eher spaltenartige Zwischenräume im Dachgebälk und hinter Verkleidungen an der Fassade.
Insbesondere an Kirchen werden zum Schutz vor Tauben und auch zur Wärmedämmung oft Einflugmöglichkeiten wie Turmfenster, Dachluken, Mauerritzen und Fugen, verschlossen. Aber auch wenn Kellerräume verschlossen, Erdhöhlen und Bunker zugeschüttet und alte Bäume gefällt werden, verlieren häufig Fledermäuse ihre Behausungen, Das Gleiche gilt, wenn Dachgebälk mit Holzschutz gegen Insekten imprägniert wird.
Einflugmöglichkeiten an Kirchtürmen sollten bei Sanierungen nicht verschlossen werden.
Foto: Gertrud Hein
Baumfledermaushöhle in einer alten Eiche.
Foto: Willi Rolfes
Um Fledermäuse zu schützen, müssen bestehende Quartiere erhalten und neue geschaffen und gegen unbefugtes Betreten gesichert werden. Für Baumfledermäuse sind dies alte Bäume mit Baumhöhlen. Der Schutz vieler anderer Arten ist vor allem bei Renovierungen und Sanierungen von Gebäuden wichtig, da die ursprünglich in Felsspalten und –höhlen beheimateten Fledermausarten heute weitgehend in Gebäuden überleben. Die ursprünglichen Felsenformationen dafür sind kaum noch vorhanden.
Expertinnen und Experten kennen viele, oft sehr einfache Lösungen, um vorhandene Quartiere zu erhalten, zu ersetzen oder ganz neue zu schaffen: Generell empfehlen sie, um Fledermäuse vor dem Aussterben zu bewahren, vorhandene Einfluglöcher an Dachvorsprüngen, an unvermörtelten Firstziegeln, Fensteröffnungen und offenen Wandverkleidungen möglichst zu erhalten und verschlossene Dachböden wieder zugänglich zu machen.
Entfernt man beispielsweise die Siebe aus Lüftungsziegeln oder bringt spezielle Fledermausziegel an – damit keine Zugluft entsteht, am besten nur auf einer Seite in der unteren Hälfte des Daches - entstehen neue Einflugmöglichkeiten für Fledermäuse. Einflugschlitze von 3 mal 4 cm reichen für Fledermäuse schon aus, halten aber Tauben fern.
Hilfreich ist auch, mögliche Hangplätze mit Aussparungen in der Folie freizuhalten, wenn Unterspannbahnen für die Wärmedämmung eingezogen werden. Und wenn das Dachgebälk saniert und imprägniert wird, kann man an den bevorzugten Hangplätzen unbehandelte alte Bretter als „Stallgeruch“ wieder davor nageln. Außerdem gibt es fledermausverträgliche Holzschutzmittel auf Permethrin-Basis, oder noch besser, die Möglichkeit, ganz ohne giftige Chemie mit dem so genannten Heißluftverfahren durch eine Fachfirma heiße Luft auf den Dachboden zu blasen und damit alle Schädlinge zu beseitigen. Der beste Zeitraum für diesen Holzschutz ist von Oktober bis Februar, also mindestens vier Wochen vor der Rückkehr der Fledermäuse in ihr Sommerquartier.
Auf unbenutzten Dachböden mit Spalten und unbehandelten Dachbalken kann man neue Quartiere anbieten. Eine andere Möglichkeit sind Fledermausflachkästen für die Spaltenbewohner unter den Fledermäusen. Sie sind im Handel erhältlich. Firm- oder Konfirmandengruppen können sie aber auch selber bauen und die Holzkästen an Mauern oder alten Bäumen anbringen.
Oft bleiben die Fledermausquartiere in Kirchen unbemerkt. Am ehesten erkennt man sie an den winzigen, glänzend schwarzen Kotwürstchen, die in der Hand leicht zerbröseln. An Fraßplätzen findet man zudem häufig Reste von Nachtfaltern.
So werden manchmal die Quartiere entdeckt, weil kleine Kotkrümel vom Kirchendach rieseln. Um dies zu verhindern, kann man ab Oktober das Quartier reinigen und spätestens im Frühjahr alte Zeitungen oder eine Plastikfolie unter die bevorzugten Hangplätze legen. Möglich sind auch eigens für die Fledermäuse angebrachte Kotbretter unter den Spaltenverstecken. Verdünnt ist der Fledermausguano ein hervorragender Gartendünger.
Vor allem während der Aufzucht der Jungen von Mai bis August, aber auch in ihrer Winterruhe, brauchen Fledermäuse in ihrem Quartier Ruhe. Deshalb sind Begehungen zur Kontrolle und Baumaßnahmen in dieser Zeit möglichst zu vermeiden. Die günstigste Zeit für Sanierungen ist von September/ Oktober bis März, wenn die Fledermäuse im Winterquartier sind, allerdings nur, wenn sichergestellt ist, dass die Fledermäuse auf dem Dachboden nicht überwintern.
Eulen und Katzen sind die natürlichen Feinde von Fledermäusen. Entsprechend sollten auf Dachböden mit Fledermäusen keine Schleiereulen angesiedelt werden und möglichst keine Katzen dort Zugang haben.
Fledermausquartiere können nur geschützt werden, wenn sie bekannt sind. Deshalb sind die Landschaftsbehörden der Kreise und die kreisfreien Städte für Hinweise dankbar.
Bei Dach- und Fassadenarbeiten, insbesondere an Kirchen, empfiehlt es sich immer, Fledermausexpertinnen und -experten hinzuzuziehen. Die Fledermausexperten der örtlichen NABU-Gruppe und in der Landesgeschäftsstelle des NABU beraten gerne, wie Sie Quartiere erhalten oder Ersatzlösungen schaffen und Fledermäuse schützen können. Ansprechpartner vor Ort finden Sie unter www.fledermausschutz.de/ansprechpartner/nordrhein-westfalen/
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